Die Dienstjahre von 1964 bis 1998
Herkunft und ursprüngliche Verwendung des Magirus Mercur A erschließen sich aus der markanten Form der Karosserie, bei welcher Fahrerhaus, Mannschaftsabteil und Laderaum eine durchgehende Einheit bilden. Die vollintegrierte Bauform ist bezeichnend für die in den 60er Jahren im Auftrag der Deutschen Bundesbahn serienmäßig produzierten Nutzfahrzeuge der Fahrleitungskolonnen.
Auf dem Dach des Magirus-Deutz beförderten die Eisenbahner eine ausziehbare Holzleiter. An der Heckwand des LKW wurde ein Schienen-Dolly senkrecht aufgehängt. Am Einsatzort angelangt wurde zuerst der Dolly auf das Gleis gehoben und anschließend die Leiter auf dem Wagen befestigt. Mit Hilfe des mobilen Systems konnten die elektrischen Oberleitungen an der jeweils erforderlichen Stelle gewartet werden.
Angesichts der montierten Blaulichter, roter Lackreste sowie dem verbrieften Eintrag So-Kfz Zivilschutz ist eine spätere Nutzung des Magirus als Feuerwehrauto naheliegend. Leider blieb die Recherche nach den ehemaligen Dienststellen bei der Bahn und Feuerwehr ergebnislos. Dokumentiert ist jedoch, dass sich der LKW von 1992 bis 1998 im Besitz des Bayerischen Roten Kreuzes bei der Rettungswache Roth befunden hat.
Der lange Anlauf zum Expeditionsmobil
Nach der Ausmusterung beim Bayerischen Roten Kreuz gelangte das hochrobuste Allradfahrzeug in Hamburger Privatbesitz. Die Umgestaltung zum Expeditionsmobil wurde begonnen aber nicht abgeschlossen. Augenscheinlich blieb insbesondere die Neulackierung des gründlich abgeschliffenen Aluminium-Aufbaus unvollendet.
In Hamburg wechselte das Projekt Expeditionsmobil, im Tausch gegen einen Mercedes Ponton, den Besitzer. Letztendlich wurde das Vorhaben jedoch zugunsten anderer historischer Sammlerstücke aufgegeben und der 2007 abgemeldete LKW verkauft.
Im Juni 2021 wurde der "Scheunenfund" per Sattelschlepper in die Oldtimer Fachwerkstatt nach Rehfelde überführt. Aktuell ist die Werkstatt mit der Generalüberholung der Bremsanlage beauftragt.
Die Zukunft des Magirus Mercur A ist offen. Zwischen angestaubtem Museumsstück, neuer Funktionszuweisung oder Verkauf ist alles möglich. Wer die Geschichte des vermutlich längsten Ausbaus zum Expeditionsmobil aller Zeiten für sich zu einem glücklichen Ende führen kann und will, darf gerne Kontakt aufnehmen.